Störungen der Blutgerinnung sind ein schwerwiegendes Krankheitsbild und können die Prognose eines Patienten negativ beeinflussen. Um Blutprodukte und andere Hämotherapeutika möglichst effizient und zielgerichtet einzusetzen, ist eine schnelle und umfassende Diagnostik der Blutgerinnungsstörung notwendig. In den letzten Jahren hielten bettseitig einsetzbare, sogenannte Point-of-Care (POC) – basierte Verfahren zur Gerinnungsanalytik vermehrt Einzug in die perioperative Versorgung koagulopathischer Patienten. Diese Geräte erlauben eine im Vergleich zur konventionellen Gerinnungsanalytik umfassendere und schnellere Analyse einer oft multifaktoriell bedingten Gerinnungsstörung. Es konnte in restrospektiven und prospektiven randomisierten Untersuchungen demonstriert werden, dass der Einsatz dieser Verfahren im Vergleich zur konventionellen Labordiagnostik eine Reduktion des Blutprodukteverbrauches und eine Verbesserung des klinisches Ergebnisses bewirken kann. Studien zeigten ferner, dass Hämotherapie effizienter war, wenn sie auf der Grundlage eines Therapie-Algorithmus erfolgte. Die bisher publizierten POC-basierten Algorithmen sind in ihrer Struktur allerdings sehr komplex und nur schwer in den klinischen Alltag zu integrieren. In enger Zusammenarbeit von Mitarbeitern dreier Universitätsklinika (Frankfurt, Heidelberg, Homburg/Saar) wurde ein klar strukturierter Algorithmus entwickelt, der sich problemlos in den klinischen Alltag integrieren ließ. Er basiert unter anderem auf aggregometrischen Messungen mit dem Multiplate® - System (Roche AG, Grenzach), sowie auf viskoelastischen Messungen mit dem ROTEM® - System (TEM International, München). Der Algorithmus hat sich als effektives Instrument zur Diagnose und Therapie von Koagulopathien bewährt; er kann frei nach eigenen Vorstellungen modifiziert und an spezielle Patientengruppen angepasst werden. Der Evidenzgrad des vorgestellten Algorithmus ist als 4b einzustufen.